Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte hat beschlossen, den Platz zwischen Detlev-Bremer-Straße, Clemens-Schultz-Straße und Annenstraße nach der Dichterin und politischen Aktivistin Semra Ertan zu benennen. Den Antrag dazu brachten SPD- und Grüne Fraktion ein. Mit dieser Entscheidung würdigt die Stadt ihr literarisches Schaffen und ihren unermüdlichen Einsatz für soziale Gerechtigkeit und gegen Rassismus.
Semra Ertan wurde 1956 in Mersin, Türkei, geboren. Sie zog im Alter von 15 Jahren nach Hamburg, um bei ihren Eltern zu leben, die zuvor als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen waren. Sie arbeitete als Dolmetscherin und technische Zeichnerin und verfasste mehr als 300 Gedichte und Satiren. Ihre Werke spiegeln eindringlich die Lebensrealität von Migrant:innen in Deutschland wider und thematisieren Rassismus, soziale Ungerechtigkeit und Geschlechtergleichstellung. Ihr bekanntes Gedicht „Mein Name ist Ausländer“ wird bis heute an Schulen und Universitäten gelesen.
Am 24. Mai 1982 setzte Semra Ertan in Hamburg ein drastisches Zeichen gegen die wachsende Ausländerfeindlichkeit, indem sie sich aus Protest selbst verbrannte. Ihr Tod erschütterte die öffentliche Wahrnehmung und machte auf die Diskriminierung von Migrant:innen und die Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderung aufmerksam.
Die Entscheidung der Bezirksversammlung ist das Ergebnis eines jahrelangen zivilgesellschaftlichen Engagements. Die Initiative zum Gedenken an Semra Ertan sowie weitere Akteur:innen aus St. Pauli setzten sich dafür ein, dass ihr Name in Hamburg sichtbar bleibt. SPD- und Grüne Fraktion griffen diese Forderung auf und brachte den Antrag in die Bezirksversammlung ein. Mit der nun beschlossenen Platzbenennung entsteht ein Ort der Erinnerung an eine Frau, die mit ihren Worten Brücken baute und für eine gerechtere Gesellschaft kämpfte.