27. Mai 2025 Christoph Korndörfer

Gegen das Vergessen: Gedenktafel am Wurmsweg erinnert an Künstler mit jüdischer Herkunft Philipp Veit

Im Stadtteil Hamm soll an einen historischen Bruch im Umgang mit jüdischem Leben in Hamburg erinnert werden. Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte hat beschlossen, eine Gedenktafel oder Zusatzkennzeichnung am heutigen Wurmsweg zu ermöglichen. Damit soll die Geschichte des früheren Veitswegs und seines Namensgebers, des Malers Philipp Veit, wieder sichtbar werden.

Philipp Veit (1793 – 1977) war ein bedeutender Vertreter der deutschen Romantik und Enkel des jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn. Er konvertierte jedoch 1810 zum Katholizismus, was seine später stark religöse Kunst beeinflusste. Trotzdem wurde er von den Nationalsozialisten weiterhin als Jude betrachtet. Sie benannten den Veitsweg um, um seinen Namen aus dem Stadtbild zu tilgen.

Eine städtische Kommission bestätigte später, dass diese Umbenennung ausschließlich aus antisemitischen Gründen erfolgte. Veit wurde nach 1945 nicht erneut im öffentlichen Raum geehrt. Die geplante Tafel soll dieses Unrecht benennen und die Erinnerung an jüdisches Leben im Stadtteil stärken.

Die bisherige Straßenbenennung bleibt bestehen. Christian Friedrich Wurm (1803 – 1859, nach dem der Wurmsweg heute benannt ist, war ein angesehener Hamburger Lehrer, Publizist und politisch engagierter Demokrat.

Olcay Aydik (SPD)
„Wir wollen an das erinnern, was bewusst ausgelöscht wurde. Die Geschichte des Veitswegs steht exemplarisch für den Versuch der Nazis, jüdisches Leben unsichtbar zu machen. Mit der Gedenktafel holen wir diese Geschichte zurück ins Stadtbild. Wir zeigen, dass Hamburg daraus gelernt hat.“

Theresa Rothberg, (Bündnis 90/Die Grünen)
„Es geht um Sichtbarkeit, um Verantwortung und um eine Kultur des Erinnerns. Wir wollen deutlich machen, dass Antisemitismus auch über den Zweiten Weltkrieg hinaus Spuren hinterlassen hat – und dass wir diese heute bewusst aufzeigen.“

Timo Fischer (FDP)

„Die Gedenktafel zeigt nicht nur historisches Unrecht auf, sondern macht jüdisches Leben im Stadtbild sichtbar. Die Erinnerung ist dabei kein Selbstzweck, sondern ein Auftrag für die Zukunft. Gerade in einer Zeit, in der antisemitische Straftaten wieder zunehmen, ist ein kleines Zeichen ein wichtiges Signal. Antisemitismus hat keinen Platz in unserer liberalen Gesellschaft.“